Die Annahme der Rothenthurm-Initiative im Jahr 1987 legte den Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Biosphäre Entlebuch und ein Musterbeispiel der Regionalentwicklung. Aber so einfach war es nicht von Anfang an: Was heute als selbstverständlich gilt, ist Resultat jahrelangen und zähen Ringens – mit sich selbst und mit dem sich stetig verändernden Umfeld.

Am 6. Dezember 1987 stimmte das Schweizer Stimmvolk der „Volksinitiative zum Schutz der Moore“ auch bekannt als „Rothenthurm-Initiative“ zu. Auch im Entlebuch war die Befürwortung mit 54.9% deutlich. Die Umsetzung hingegen gestaltete sich weniger einfach und schon bald zeigte sich Ernüchterung: Die Restriktionen durch den unmittelbar und umfassend geltenden Moorschutz waren unverhandelbar, Lösungen hingegen kaum zu erkennen. Das Entlebuch – im Jahre 2000 noch oft als „Armenhaus der Schweiz“ tituliert, suchte aber unablässig den Ausweg.

Mit der näheren Prüfung, über dem Perimeter des bisherigen „Regionalplanungsverbandes Entlebuch“ ein sog. „UNESCO-Biosphärenreservat“ zu errichten, zeigte sich alsdann aber der berühmte Silberstreifen am Horizont: Das Modell wurde als tauglich beurteilt und weiterverfolgt. Unter bemerkenswerter Einhelligkeit von Wirtschaft, Politik und Forschung erfolgte die fundierte Prüfung einer solchen Errichtung, sodass die Rahmenbedingungen nach und nach klarer wurden: Das sog. „Biosphärenreservat“ soll als neuer Gemeindeverband entstehen, den bisherigen Regionalplanungsverband ablösen und dessen Aufgaben übernehmen. Diese bisherigen Verbandsgrenzen sind auch der Grund, weshalb die Gemeinde Werthenstein politisch zwar zum Entlebuch gehört, aber trotzdem nicht Mitgliedsgemeinde der UBE wurde.

94% Zustimmung

Da auch Bund und Kanton diesem Entwicklungsprojekt zustimmten, beauftragte der Regionalplanungsverband unter dem Präsidium von Heinrich Hofstetter aus Entlebuch ein dreiköpfiges Regionalmanagement um Theo Schnider (Sörenberg), Bruno Schmid (Flühli) und Dr. Engelbert Ruoss (Wolhusen), mit den Vorbereitungen dieser Errichtung. Nach maximalem Einbezug der Bevölkerung, vielfältigen Diskussionen und zahllosen Verhandlungen stimmten die acht betroffenen Gemeindeversammlungen via finanziellem Engagement der Errichtung eines Biosphärenreservates, mit durchschnittlich 94%-Ja-Anteil zu. Der Luzerner Grosse Rat und der Luzerner Regierungsrat genehmigten den Beschluss ebenfalls und leiteten ihn via das damalige BUWAL an den UNESCO Hauptsitz in Paris weiter. Von dort aus überbrachte Bundesrat Kaspar Villiger 2001 die Errichtungsurkunde. Die Schweiz hatte mit dem Entlebuch ihr erstes „UNESCO Biosphärenreservat nach Sevilla-Strategie“.

Seit 2011: Modell-Biosphäre für die Welt

Seither verpflichtet sich die UNESCO Biosphäre Entlebuch auf echt nachhaltiges Agieren in allen Bereichen, fördert die regionale Entwicklung und Wertschöpfung mit einer eigenen Marke und zertifizierten Regionalprodukten. Sie, macht sich stark für einen sanften Tourismus mit natur- und klimaverträglichen Angeboten, fördert die erneuerbaren Energien und die Biodiversität, begleitet ihre Aktivitäten mit angewandter Forschung und kommuniziert ihre Errungenschaften im Sinne eines Bildungsauftrags aktiv einem vielfältigen und stetig wachsenden Publikum. Offenbar sind diese Leistungen so gut, dass die UBE anlässlich der alle zehn Jahre erfolgenden Überprüfung durch die UNESCO im Jahr 2011 zu einer Modell-Biosphäre für die Welt erhoben wurde.

Text/Beitragsbild: UNESCO Biosphäre Entlebuch