Holz als Baustoff ist dauerhaft, funktional und ökologisch. Richtig nachhaltig wird ein Bauprojekt, wenn vom Sparren bis zur Fensterleiste sämtliche Bauteile aus dem Wald von nebenan stammen. Die IG Truberwald hilft Bauherrschaften beim Umsetzen dieser Vision.
Das Geschäft der Interessegemeinschaft Truberwald besteht darin, Bauherrschaften die nötigen Informationen zu liefern, wenn es ums Bauen mit regionalem oder dem eigenen Holz geht. Damit fördert und stärkt die IG die regionale Wertschöpfungskette Wald und Holz. Des Weiteren wird die Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zugunsten der Wald- und Holzverarbeitungskette Trub betrieben und kommt so den einzelnen Unternehmen zugute.
Nach den Profilen ist oft Schluss mit Swissness
«Es gibt heute keinen Grund mehr, dass man im trockenen Bereich nicht mit Holz baut – alles andere ist ein Verbrechen gegen die Nachhaltigkeit», sagt Samuel Zaugg, Waldbesitzer und Forstwart. Hier will die IG die Baubranche zum Umdenken bewegen. «Wenn wir einen vielfältigen Wald wollen, der verschiedene Leistungen beispielsweise als Holzlieferant, CO2-Speicher, Biodiversitätsraum oder Schutzwald erbringt, müssen wir den Wald nutzen und holzen», pflichtet Revierförster Andreas Schweizer bei.
Leider sei es auf dem Bau aber nach wie vor so, dass die Profile meistens alles seien, was dort aus Holz anzutreffen sei, sagt Schreiner Christian Eichenberger: «Die moderne Architektur und die Planung mit Holz stecken in der Schweiz leider noch in den Kinderschuhen.»
Dass es heute aber möglich ist, sogar bei grossen Überbauungen und Grossprojekten regionales Holz als Hauptbaustoff zu verwenden, beweist die letzten Herbst fertiggestellte Turnhalle in Trub – aus dem Holz des Truber Waldes. Ein Projekt, das ohne die IG Truberwald undenkbar gewesen wäre.
Für die Beschaffung des Holzes war die IG Dreh- und Angelpunkt und verringerte als Informationsanlaufstelle den Koordinationsaufwand und beseitigte organisatorische Hürden. Das erforderte viel Detailarbeit und eine gewisse Sturheit, meint Christian Eichenberger, aber es habe sich gelohnt: «Jede Leiste, jede Rostlatte, selbst die Akustikdecke – alles ist aus regionalem Holz.»
Über die Region hinauswachsen
Solche Bauten könnten und müssten die Norm sein, ist Christian Eichenberger überzeugt. Wenn aber Behörden, Bauherren und Architekturbüros nicht wüssten, wo zu beginnen und das Wissen über die Herangehensweise fehle, seien insbesondere grosse Projekte von Beginn weg zum Scheitern verurteilt.
«Dieses Knowhow können wir liefern», erklärt der Schreiner weiter. Nach dem ersten erfolgreichen Projekt gehe es nun darum, den Kreis über die Gemeinde Trub hinaus weiterzuziehen und anderen Bauwilligen eine Anlaufstelle zu bieten, die einheimisches Holz verbauen wollten. «Es geht um den Rohstoff und darum, dass nichts Anderes mehr in Frage kommt», meint Samuel Zaugg.
Die IG Truberwald will aufzeigen, wie die Zukunftsressource Holz besser genutzt werden kann und muss. Die Vernetzung, Zusammensetzung und die Zusammenarbeit der einzelnen Akteure ist dabei zentral: «Vom Waldbesitzer über den Forstwart bis hin zum Förster und der Gesellschaft profitieren alle – die Interessen aller werden gewahrt und es wird Wertschöpfung für alle generiert.»
Mit Holz in eine nachhaltige Zukunft
Die Vorschriften in Bezug auf den Baustoff Holz seien lange zu eng gefasst worden und so hätten beispielsweise Höhenbeschränkungen oder Brandschutzvorschriften den Bau mit Holz gehemmt. «Nach wie vor sind viele Architekten der Auffassung, dass Holz vergänglich ist und begrenzte Möglichkeiten hat», meint Andreas Schweizer.
«Wir müssen uns allerdings stärker bewusstwerden, dass jeder Bau vergänglich ist und irgendwann als ‹Ghüder› entsorgt werden muss – egal wie gut und mit welchem Material man baut», sagt Samuel Zaugg. Und da sei Holz unbestritten die bessere und nachhaltigere Lösung, ergänzt er: «Bauten aus hochtechnischen Materialien sind Sondermüll und müssen speziell entsorgt werden. Logisch also, dass man von diesen Materialien so wenig wie möglich brauchen sollte.»
Die Kunst sei es, die Konsumentinnen und Konsumenten so weit zu bringen, dass sie Schweizer Holz wollten und auch konsequent verlangten. «Und zwar nicht nur die Fassadenverkleidung, sondern alles, was möglich ist», sagt Christian Eichenberger. Die Vorschriften und die Technik hätten sich so geändert, dass mit Holz mittlerweile fast alles möglich sei.
Unbegründetes Preisargument
Sicher brauche es noch etwas Zeit, bis die Abläufe richtig eingespielt seien, was den Bau mit Holz bislang allenfalls etwas teurer mache. «Und gerade, wenn weltweit die Konjunktur wieder zurückgeht, wird gespart und auf billigere Produkte gesetzt – das ist schade», sagt Förster Andreas Schweizer. Dass das Preisargument allzu oft omnipräsent ist, daran stört sich Samuel Zaugg. Man dürfe sich nicht immer nur auf die Beschaffungskosten begrenzen, sondern müsse von den Vorleistungen bis zu den Entsorgungskosten alles einrechnen, erklärt der Forstwart: «Ausserdem kostet ja auch, Erdöl aus dem Boden zu holen, warum sollte es also nicht auch etwas kosten dürfen, Holz zu schlagen?» Bei vielen anderen Baustoffen sei, bis er an der Baustelle ankommt, bereits sehr viel Energie verheizt worden – da habe Holz einen vergleichsweise geringen Energieaufwand. Sowieso sei der Holzpreis auf die gesamte Bausumme meistens kaum ausschlaggebend, meint auch Christian Eichenberger.
Dass man in der Region – speziell in Trub – bereits darauf achte, mit Holz zu bauen und auch bewusst auf die Herkunft des Holzes ein Auge habe, zeuge vom Umdenken, das bereits stattgefunden habe. Durch das lokale Gewerbe mit der Marke und dem Unternehmen «TruberHolz» bestehe bereits grosses Identifikationspotential mit dem Baustoff Holz, das die IG Truberwald gerne weiter hinaustrage, sagt Christian Eichenberger weiter: «Und es gibt hier natürlich auch viele Waldbesitzer – Holz hat hier entsprechend Tradition.»
PD Landwirtschaftlicher Informationsdienst