Regionale Kreislaufwirtschaft ist eine ideale Form der Ökonomie. In der Gemeinde Melchnau zeigt sich das exemplarisch. Lokale und regionale Produkte aus dem Wald, der Landwirtschaft und den Gewerbebetrieben sind wichtige Wirtschaftsfaktoren. Sie erzeugen umwelt- und sozialverträglich Wertschöpfung für alle.

Remo Ritter kauft in der Käserei Melchnau Besenbinder-Käse für 20 Franken. Der Käser kauft wenig später mit dem Geld beim Bäcker ein Kilogramm Brot und beim Metzger zwei Cervelats. Er freut sich schon jetzt auf die Würste vom Feuer. Den Rest des Geldes gibt seine Frau für einen kleinen Strauss bunter Tulpen aus. Der Sohn des Metzgers, der in der örtlichen Zimmerei eine Lehre macht, kauft sich am nächsten Tag fürs Znünibrot beim Käser ein Knobli-Mutschli. So landet das Geld wieder beim Käser, der damit beim Wärmeverbund Melchnau einen Teil der Rechnung für die gelieferte Energie aus Holz bezahlt, die er zur Herstellung seiner ausgezeichneten Spezialitäten braucht. Der Förster erhält vom Wärmeverbund für das gelieferte Energieholz einen fairen Preis und kauft sich und seinem Forstwart am nächsten Tag im Gasthof Löwen einen währschaften Znüni.

Dorfchäsi Melchnau: Paradebeispiel für lokale und regionale Kreisläufe

So wurden in nur zwei Tagen aus 20 Franken drei Stück Melchnauer Käse, ein Kilogramm Brot, zwei Cervelats, ein Blumenstrauss, 70 Kilogramm Holzschnitzel aus dem Melchnauer Wald und ein währschaftes Znüni für zwei. Das ist perfekte regionale Wertschöpfung. Hätte der Käser anstelle der Holzheizung eine Öl- oder Gasheizung, wäre Remo Ritters Geld am Anfang der Kette in ein arabisches Emirat oder zu Gazprom nach Russland geflossen. Wer weiss, was Scheichs oder Oligarchen damit gemacht hätten.

Erhalt des abwechslungsreichen Mosaiks von Wiesen und Wäldern

Das Napfbergland ist gras- und waldreich. Die hügelige Landschaft ist nicht nur schön und damit zu jeder Jahreszeit für den Tourismus interessant, sondern liefert dank jahrhundertelanger Bewirtschaftung nachhaltige Produkte der Land- und Forstwirtschaft. In der Käserei Melchnau kommen die Produkte der Region auf einzigartige Weise zusammen. Jedes Jahr liefern 28 Bauern 5 Millionen Liter silofreie Milch. Die Landwirte pflegen mit ihrer Viehwirtschaft das Landschaftsbild und erhalten das abwechslungsreiche Mosaik von Wiesen und Wäldern. Der Verarbeitungsprozess von der Milch zum Käse in der Chäsi Melchnau sowie die Gebäudeheizungen brauchen viel Energie, die in Form von 2‘300 Kubikmetern Holzschnitzel in die Heizzentrale geliefert wird: Alle reden von Kreislaufwirtschaft, das Napfbergland lebt sie! Dank der Energie aus dem Wald ist der energieintensive Käsereiprozess praktisch CO2– und damit klimaneutral. Er trägt nicht zur Klimaerwärmung und den damit verbundenen, immer häufigeren Wetterextremen bei, mit denen man auch im Napfbergland konfrontiert ist.

Holz: Powerplayer für die lokale Wirtschaft und gegen die Klimaerwärmung

Kurzfristig wahrscheinlich der wichtigste Schweizer Beitrag gegen die Klimaerwärmung ist eine vermehrte Nutzung von Holz als Baustoff und Energieträger. Für die Waldbesitzer hat das Energieholz in den letzten zehn Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen (Zunahme der Nutzung von 2007 bis 2017: von rund 1,3 auf etwa 1,8 Mio. m3), während die Nutzung von Stammholz im gleichen Zeitraum deutlich abnahm (von rund 3,6 Mio. m3 im 2007 auf rund 2,4 Mio. m3 im 2017). Die Jahresnutzung von Industrieholz ging in den letzten zehn Jahren ebenfalls deutlich zurück (von rund 0,7 Mio. m3 im 2007 auf etwa 0,5 Mio. m3 im 2017). Das Energieholz ist also für alle 250‘000 Waldbesitzer der Schweiz ein grosser Hoffnungsträger und zunehmend ein Motor für die Bewirtschaftung des Waldes.

Nachhaltige Waldwirtschaft: Nutzung steigert Stabilität und Biodiversität

Aktuell finden rund 40% des gesamthaft genutzten Waldholzes als Energieholz in Form von Hackschnitzeln und Stückholz Verwendung. Pellets werden heute noch überwiegend aus den Nebenprodukten der Holzverarbeitung (Sägemehl, Späne etc.) hergestellt. Energieholz direkt aus dem Wald verhindert auch im laufenden Jahr schweizweit die klimaschädliche Verbrennung von etwa 380‘000 Tonnen Heizöl. Diese Energiemenge kostet beim Holz bei einem Preis von durchschnittlich 6 Rappen pro kWh knapp 25 Millionen Franken. Dieselbe Energiemenge in Form von Heizöl ist aktuell deutlich teurer. Sie kostet bei einem Heizölpreis von 9 Rappen pro kWh etwa 35 Millionen Franken. Je nachdem, auf welche Energie wir setzen, kann das Geld zur Zahlung der Löhne und Maschinen der Forstbetriebe und –unternehmer verwendet oder nach Kuwait, Saudi Arabien oder Russland überwiesen werden. Nicht in diesen Zahlen inbegriffen sind die Kosten für Kauf, Bau und Unterhalt der Heizungsanlagen. Die mögliche Verdoppelung der Energieholznutzung könnte somit weitere 300 sichere und dezentrale Arbeitsplätze allein in der Schweizer Forst- und Landwirtschaft schaffen.

Wärmeverbund Melchnau: Über 95 % Holzenergie

In Melchnau werden die vielen Vorteile der Holzenergie zugunsten der lokalen und regionalen Wertschöpfung bestens genutzt. Der Wärmeverbund versorgt die Käserei und weitere 33 Gebäude mit CO2-neutraler Wärme. Er nimmt dem Forstbetrieb jedes Jahr zuverlässig rund 2‘300 Kubikmeter Holzschnitzel ab und betreibt damit seinen Ofen mit 700 Kilowatt Leistung.

CO2-neutral: Heizzentrale des Wärmeverbundes Melchnau

Über 95% der produzierten Energie stammen aus dem Holz. Den Rest produzieren 70 m2 Solarkollektoren. So leistet auch die Sonne, die den gesamten Kreislauf der Natur am Laufen hält, einen kleinen, aber feinen Beitrag an das vorbildliche Konzept. Über 170‘000 Liter Öl können bleiben, wo sie sind, und der Atmosphäre über dem Grenzpfad Napfbergland bleiben gut 450 Tonnen klimaschädliches CO2 erspart. Das freut die Verantwortlichen des Tourismus, denn die Klimaveränderung bedroht die Wintersportaktivitäten. Gerade Schneeschuhtouren und Langlauf spielen im Napfbergland eine immer wichtigere Rolle. Mit der Nutzung der einheimischen, erneuerbaren Ressourcen leistet die Region einen Beitrag an die Erreichung der klimapolitischen Ziele, zu deren Einhaltung sich auch die Schweiz an internationalen Klimakonferenzen – zuletzt in Paris – schon mehrfach verpflichtet hat. Das lokale und regionale Handeln ist somit die Voraussetzung für das Einhalten nationaler und internationaler Verpflichtungen, das Grosse ist nicht ohne das Kleine denk- und erreichbar.

Für mehr Informationen

Der Branchenverband Holzenergie Schweiz betreibt seit 40 Jahren einen professionellen Informations- und Beratungsdienst und setzt sich bei Behörden und Entscheidungsträgern für eine vermehrte Nutzung der «Wärme aus dem Wald» ein.

>>> Webseite Holzenergie Schweiz

Der Beitrag wurde von Holzenergie Schweiz verfasst und zur Verfügung gestellt (September 2019). Bilder: Christoph Rutschmann (Bild 1 und 3) / Holzenergie Schweiz (Bild 2)