Das Podium der Berner Landwirtschaft stand im Zeichen der politischen Weichenstellungen für die „Landwirtschaft 2030“. Die anwesenden Parlamentarierinnen und Parlamentarier waren sich in vielen Punkten einig.

Vor vollen Rängen begrüsste Hans Jörg Rüegsegger, Präsident des Berner Bauernverbandes, die Anwesenden zum traditionellen Podium.

In den Inputreferaten stellten die Politikerinnen und Politiker ihre Vorstellung der „Landwirtschaft 2030“ vor. Im Grasland Schweiz gebe es nichts sinnvolleres als weidende Kühe, Schafe und Ziegen, sagte Christine Badertscher, Nationalrätin der Grünen. Das gelte auch bezüglich Klima, sei doch Grasland ein wichtiger Kohlestoffspeicher. Immer unter der Voraussetzung, dass die Tiere graslandbasiert gehalten würden und man weg von der Hochleistungszucht komme. Die beiden Pflanzenschutzinitiativen bezeichnete sie als nicht zielführend. „Die Landwirtschaft hat bessere Lösungen“, so Badertscher.

Für eine Bauernfamilie 2030 stehe für ihn im Zentrum, dass sie mit dem, was sie tun zufrieden seien, sagte Ständerat Werner Salzmann (SVP). Es sei wichtig, dass sie von ihrem Einkommen leben könnten und Wertschätzung in der Gesellschaft genössen. Und dass sie von den Entscheiden der Politik weniger abhängig seien. Wie seine Vorrednerin Badertscher bezeichnete er faire Preise als wichtiges Kriterium. Die Preise müssten den Wert der Nahrungsmittel widergeben. Einen besonderen Wert misst Salzmann u.a. auch der Forschung bei. „Wir brauchen Unterstützung aus der Forschung, um neue Anforderungen zu erfüllen“, so der Ständerat.

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Podium Berner Landwirtschaft, 10. Januar 2020

„Wir haben den schönsten Beruf, den es in unserem Land gibt“, sagte Nationalrat und Bauernverbandspräsident Markus Ritter. Aber matchentscheidend sei, dass am Schluss die Rechnungen bezahlt werden könnten. Nur dann werde auch eine nächste Generation diesen Beruf ergreifen. Gemäss Ritter denken Bauernfamilien nicht in Jahren, sondern in Generationen. Deshalb sei auch wichtig, dass die Agrarpolitik auf langfristige Ziele ausgerichtet werde. Bei der kommenden Agrarpolitik AP22+ – der wohl letzten bis 2030 – werde wichtig sein, dass der Zahlungsrahmen erhalten bleibe und nicht noch mehr administrativer Aufwand auf die Bauernfamilien hinzukäme.

Die Schweiz solle bei der Umsetzung eine Vorbildrolle übernehmen, sagte Jürg Grossen, Nationalrat der Grünliberalen. Ziel der Grünliberalen ist eine klimaneutrale Schweiz bis 2040. Dabei spiele auch die Landwirtschaft eine grosse Rolle, so Grossen. Land- und Forstwirtschaft hätten das Potenzial bis 2040 mehr CO2 zu binden als freizusetzen. Er verlangt u.a., dass eine Klimaabgabe auch auf landwirtschaftliche Treibhausgas-Emissionen eingeführt wird sowie Anreize geschaffen werden, dass Konsumentinnen und Konsumenten zu klimafreundlichen Lebensmitteln greifen. Er forderte zudem, dass lokale Kreisläufe gefördert werden.

An der nachfolgenden Podiumsdiskussion waren sich die vier Parlamentarierinnen und Parlamentarier in etlichen Punkten einig. So etwa, dass die Landwirte und Landwirtinnen für ihre Produkte faire Preise erhalten müssten. Auch, dass die administrative Belastung sinken müsse, konnten alle unterschrieben. Jürg Grossen wünschte sich von der Landwirtschaft, dass sie wandelbarer werde und sich Neuem weniger verschliesse. Die drei weiteren Anwesenden betonten, dass die Bäuerinnen und Bauern bereits sehr anpassungsfähig seien und nach vorne schauten. Aufgezeigt, aber nicht gelöst wurde dabei auch die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Forderungen und dem tatsächlichen Handeln der Konsumentinnen und Konsumenten an den Regalen.

Text / Beitragsbilder: Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID / Markus Rediger (CC BY-SA 2.0)